Die Architektur der Buchhäger Klosterkirche vereint die Anforderungen der rechtehrenden liturgischen Überlieferung des Heiligen Berges Athos mit der Formensprache der Frühromanik, wie sie für die Region prägend ist (Weserromanik, altsächsische, ottonische Kunst). Aufgrund der Verwandtschaft dieser ältesten deutschen mit der byzantinischen, georgischen und altslawischen Kirchenarchitektur gestaltet sich diese Verbindung äußerst harmonisch. Sie nähert sich in hohem Maße dem göttlichen Urbilde des «Himmlischen Heiligtumes» an. Dadurch entsteht ein ebenso eigenes wie stimmiges Vorbild einer klar in der Heiligen Überlieferung gründenden deutsch-orthodoxen Kirchenkunst.
Im unterirdischen Bereich befindet sich die bereits liturgisch genutzte Krypta samt der Heilig-Grab-Anlage. Darüber erhebt sich die eigentliche Kirche. Der Schnitt zeigt im Westen die zum Hof hin offene Vorhalle, (Exonarthex), nach innen zu sieht man die Lite (Narthex), den „Raum des Alten Bundes“. Es folgt der Innere Tempel (Esotherikon), gekrönt vom Vierungsturm, in dessen Kuppel Christus, der Allbewahrer (Pantokrator) thront, und schließlich im Osten das Allerheiligste mit dem Altar. Während in der archaisch wirkenden Krypta die Zeit des Urchristentums (2./3. Jh.) anklingt, zeigt der Haupttempel die voll entwickelte athonitische Klosterkirche, wie sie im 10. Jahrhundert auf dem Höhepunkt der liturgischen Entfaltung herangereift war.
ist durch eine Säulenreihe zum Klosterhof hin geöffnet. Von hier aus betritt man durch die Tempeltür den ersten Kirchenraum, die Lite (Vortempel / Narthex). Die Säulen tragen Schildkapitelle nach frühromanischen Vorbildern des Weserraumes, sowie mit Flechtband gezierte Kämpfer.
Das Kirchenportal wird von zwei Säulen flankiert. Im Tympanon sieht man das alttestamentliche Bild der Heiligen Dreifaltigkeit in der Gestalt der drei Engel, die im Hain Mamre Abraham und Sara besuchten, um ihnen die Geburt Isaaks zu verkünden (1.Mose,18). Das vertieft sitzende Tympanon wird von einem Hufeisenbogen mit Flechtwerk gerahmt. Diese Formensprache findet sich in altgeorgischen Bauten und wird dort auch heute wieder vielfach bei Kirchenneubauten benutzt.
Durch die Tempeltüre gelangt man in die geräumige Lite (Vortempel, Narthex), die von vier Säulen mit Palmettenkapitellen getragen wird. Palmettenkapitelle sind für die Weserromanik und die weitere altsächsische Vorromanische Kunst besonders typisch. In der Lite finden die kleinen Tagzeitengebete wie die 6. Stunde und die Komplet statt, aber auch Teile der großen Nachtwachen an den Hochfesten.
Von der Lite durchschreitet man die Königstüre (siehe Bildmitte unten) und steht nun im Inneren Tempel, mit Blick zum Allerheiligsten im Osten. In der 16m hohen Kuppel über der Vierung sieht man das Bild des Allwalters, Jesus Christus, wie Er die Gläubigen segnet. In Mittelschiff und Altarraum befinden sich Säulen mit Alderkapitellen. Zwischen den Adlern sieht man einen Königskopf – wie die Bezeichnung «Königstüre» ein weiterer Hinweis auf das geistige Königtum. Die Gestaltung der Kapitelle folgt byzantinischen und staufischen Vorbildern.
Öl auf Leinwand, Pridon Rabiu+ 2014